Mit einiger Verspätung ein paar Nachbetrachtungen zur zweiten Springsteen-Messe am Sonntagabend in Berlin:
Zu unserem Erstaunen war die Predigt zu einem Großteil identisch mit der Freitagsandacht in München – normalerweise variiert er viel mehr, diesmal nicht. Die Psalmen, die er durch andere ersetzte, waren überwiegend welche, die nicht zu meinen bevorzugten gehören. Das tut dem Ganzen keinen Abbruch, man verlegt sich dann eben etwas mehr auf die Liturgie an sich und die mantraartigen Beschwörungen der Nacht, der Liebe, der Magie, der vergessenen und geschundenen Seelen.
Was eine ganz eigene Dynamik zu entfalten vermochte, und nach über zwei Stunden schließlich in „Backstreets“ gipfelte, für mich einer der größten Songs, die er je geschrieben hat und leider viel zu selten live spielt.
Und so schüttelten wir im tiefen Herzen der Nacht schließlich alles ab, was sich aufgestaut hatte, raus wollte, raus drängte und endlich auch raus durfte, laut, lauter, am lautesten, die Augen geschlossen, völlig beseelt, ganz eins mit dem Donnern der Musik, einer Katharsis gleich (oder wenigstens einem Platzregen, wenn man es etwas weniger pathetisch ausdrücken wollte).
Allein für diesen Moment, der immerhin über 10 Minuten dauerte (gibt es eigentlich einen Begriff für solche Dauermomente?), hat es sich gelohnt!
Für mich lief der ganze Abend nur auf dieses Herzstück hinaus, alles andere war Prolog, Epilog oder Augenblicke, in denen man mal zum Getränkestand oder zur Toilette huschen oder mit seiner Begleitung plaudern konnte – ohne in Panik zu verfallen, man könnte etwas Lebenswichtiges verpassen.
So ließ ich mich gestern eingehüllt in den Nachhall dieser Nacht, dieser Klänge und dieser Stimmung durch Charlottenburg treiben…
…gönnte meiner Schulter die Ruhe, die sie dringend brauchte, vermisste gleichwohl das Schwimmen schmerzlich (vor allem bei dem herrlichen Wetter!), versuchte mich in Geduld zu üben, hing diesem und jenem nach bis es Abend wurde.
Ein langer Abend wurde es, in den Backstreets von Charlottenburg, in wunderbarer Gesellschaft.
Aus Berlin grüßt euch
die Kraulquappe.
PS: Ja, jetzt ist’s dann auch mal wieder gut mit dem Musikkram, es gibt schließlich noch andere Themen im Leben. Versprochen.
Dann genieß mal noch die Zeit in Berlin. Jetzt kannste auch wieder heimkommen, das Wetter soll noch bis zum Ende der Woche gut bleiben. Außerdem höre ich Deine Schulter bis hierher schreien…
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jetzt das musikende, wo ich schon fast bekehrt bin … (vielleicht zum glück, mein letztes konzert war vor 122 jahren bei bon jovi jon bon ding. geh ich damit durch als rock_fan?)
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1. Solche Anmerkungen nehme ich sehr ernst. Das angedrohte Musikende gilt hiermit als aufgeweicht.
2. Rockkonzertbesuche verjähren nie. Und da Jon Bon Jovis ebenfalls aus New Jersey stammt und sein größtes Vorbild Bruce Springsteen heißt, hast du mit deinem letzten Konzert definitiv nicht daneben gelangt 🙂
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