Feierabend. Die Bauarbeiter haben die Arbeitswoche beendet und verkriechen sich in ihre abgedunkelten Wohncontainer.
Jetzt stehen sie alle, die großen Zelte, auch am Augustiner prangt nun Schriftzug der Brauerei, alle anderen hatten das längst erledigt.
Flirrende Hitze über der Theresienwiese. Der durch das emsige Gewurschtel tagsüber aufgewirbelte Staub legt sich allmählich nieder, genau wie seine Aufwirbler.
Ich sitze mit meinem Feierabendweißbier auf meiner Bank in der Abendsonne und proste der Bavaria und dem Wüstenkönig zu, der das Gelände von seinem Turm aus bewacht. Lasse die Woche Revue passieren. Viel Schönes erlebt, aber auch etlichen Ärger.
Versuche, mich nicht mehr über die stundenlangen Telefonate mit den sogenannten Service-Hotlines von Vodafone und 1&1 und dem daraus resultierenden Nicht-Service aufzuregen, und auch nicht mehr darüber, dass mir ein Paket gestohlen wurde, das der DHL-Bote gerade mal für ein schlappes Viertelstündchen auf der Fußmatte abgestellt hatte. Einen Verdacht hab ich zwar, wer’s mitgehen ließ, aber beweisen kann ich’s nicht. Daher versuche ich angestrengt, nicht an die diversen Tricks und Kniffe zu denken, die ein Typ wie Saul Goodman für eine Situation wie diese parat gehabt hätte und die ich mir durchaus auch zutrauen würde (in mir hausen nämlich ein halbseidener Advokat, ein beherzter Kleinganove und unerschrockener Rächer, die in solchen Momenten rauswollen und es kostet etwas Disziplin, die drei Halunken in ihrem Zwinger zu belassen).
Langsam kehrt Ruhe ein, drinnen wie draußen. Und während ich da so sitze, an meinem Säbelzahntigerglas nippe und vor mich hin grüble, wird nach und nach das ganze Festgelände von dieser speziellen hochsommerlichen Trägheit befallen, wie sie einem noch aus den Wochen vor den Aufbauarbeiten so vertraut ist.
Aber hoppla – was ist das denn? Wie’s scheint haben noch nicht alle Wiesn-Arbeiter Feierabend gemacht!
Der Schlauch, dieser alte Schlawiner, beginnt auf einmal, eine After-Work-Party zu feiern! Wie von einem unsichtbaren Schlangenbeschwörer animiert führt er plötzlich ein munteres Tänzchen auf, das zur reinsten Schaumparty ausartet. Ein paar Vögel nutzen die unerwartete Duschgelegenheit, flattern aber schnell wieder davon, weil der Schlauch sich doch ein bisschen zu ekstatisch geriert und das ist den gefiederten Kameraden zu unberechenbar und zu wild.
Ich gucke diesem unverhofften Spektakel zwanzig Minuten lang zu.
Das hat was Meditatives und Tiefenentspannendes – und hätte ich mich nicht gerade geduscht gehabt, wäre ich am liebsten durch diese Wasserfontäne gesprungen.
PS: Wenn Sie sich das ansehen, dann bitte unbedingt im Full-Screen-Modus.
So ein wilder – dieser Schlauch.
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