Gechillt Gedacht Geplant Gewerkelt

Gut in der Zeit liegen.

„Ich liege gut in der Zeit“ – sagt man ja so, wenn man zum Ausdruck bringen möchte, dass man das zu Schaffende nicht nur schaffen wird, sondern es auch ohne in Hektik oder Verzug zu geraten hinbekommen wird.

„Ich liege gut in der Zeit“ – dachte ich vorhin, als ich von den ursprünglich vier Listen die dritte zerriss und mir die noch verbliebene, letzte Liste so ansah. Jetzt ist es nur noch Kleinkram und Packen, wobei das „nur noch“ für Letzteres nicht gilt. Denn das wird schon noch eine mittelgroße logistische Herausforderung, dieses Packen: wegen der zu treffenden Auswahl, der nötigen Beschränkungen und der intelligenten Einschichtung von all dem Krempel in den Kofferraum.

Gestern vom Papa verabschiedet. Schließlich sehen wir uns erst im Oktober wieder und vor längeren Reisen haben wir eh immer das Bedürfnis, uns unbedingt nochmal zu treffen. Man weiß ja nie. Weiß man zwar auch sonst nicht, aber egal, da ist halt ein gefühlter Unterschied zwischen „ich hier“ (München) und „er dort“ (Tegernsee) und „ich auf Gotland“ und „er in Sankt Petersburg oder dann wieder am Tegernsee“.

Überhaupt: alle Hiesigen nochmal getroffen in den letzten zwei, drei Wochen, so viele schöne Begegnungen und Unternehmungen, See- und Stadtspaziergänge, köstliche Streifzüge durch die oberbayerische Streuselkuchen- und Hopfenlandschaft.

Mein großer Freund S. schickt uns ganz unverhofft den geänderten Steuerbescheid zu, der Einspruch war nach fünf zähen Monaten des Ringens und Wartens doch noch von Erfolg gekrönt und erlaubt nun unterwegs ein paar Kanelbullar mehr (und evtl. sogar einen Besuch im sündteuren Systembolaget).

Und der Verlag schickt mir die Belegexemplare zu – der große Heimat-und-Herzblut-Artikel sieht fein aus (was überwiegend daran liegt, dass der darin abgebildete Hund so fein aussieht) und erscheint nächste Woche, wenn das Dackelfräulein und ich bereits on the road sind.

Daheim klar Schiff gemacht, wie vor jeder großen Reise, damit im Falle des Falles die Nachwelt weder Mühe noch Aufwand hätte, keinerlei Chaos vorfände und sich sogleich in Ruhe darum kümmern könnte, die gewünschte musikalische Untermalung für die Funeralien zu organisieren (was ja neben dem emotionalen Aufruhr eh Aufwand genug wäre). Das mögen Sie eventuell makaber finden, aber ich bin kein Nach-mir-die-Sintflut-Typ, habe da eine pragmatisch-ordnungsliebende Einstellung und sozusagen das Bedürfnis nach einer besenreinen Abreise.

Ich liege also gut in der Zeit mit allen Vorbereitungen (ein seltsamer Ausdruck: kuschelt man da genüsslich mit der Zeit in einer Hängematte und schlürft dabei einen Cocktail, oder wo und wie liegt man da herum?). So gut, dass ich jetzt sogar ein freies Zeitfenster gefunden habe (Zeitfenster – ein ebenso seltsamer Begriff: die arme leibnizsche Monade war ja eine fensterlose, aber die Zeit scheint Luken zu haben, die man öffnen und aus denen man in den Müßig_gang oder das Universum hinauswinken kann?).

Wie dem auch sei: mein freies Zeitfenster verbringe ich justament sitzend und nicht liegend, obwohl ich gut in der Zeit liege und mich auch für ein Stündchen hätte hinlegen können. Immerhin habe ich die Füße hochgelegt. Und ich blättere dazu im Konversationslexikon des großen bayerischen Sprachwissenschaftlers G. Polt (das Sahnehäubchen des Müßiggangs, darin zu blättern!). Und ich cappucciniere.

Lassen Sie es sich gut gehen an diesem Sommerwochenende, freuen Sie sich nach Möglichkeit Ihres Lebens und fühlen Sie sich herzlich gegrüßt!

Ihre Kraulquappe.

18 Kommentare zu “Gut in der Zeit liegen.

  1. ah, das liest sich süffig, was du hier schreibst!
    (auch i cappuccinier grad, allerdings nicht mit dem großen polt, sondern mit der fallbödigen atwood 😉 … )
    gutes reisen wünsch ich dir, natascha, und dem lieben fräulein!
    sehr herzlich: pega

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  2. Ja, wenn man sie hat, liegt es sich sehr gut in der Zeit … und schön, daß Du sie hast und so ganz entspannt die letzten Vorbereitungen angehen kannst … genieß die Muße …

    Sonnige Grüße!
    Spike

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    • Zwischenzeitlich liegt hier mehr einzupackender Kram herum als Zeit, aber für einen letzten Schwumm im Lieblingsbad reicht’s noch.
      Sonnige Grüße zurück & einen guten Wochenbeginn für dich!
      Natascha

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      • Ich glaub das ist immer so … einer der Gründe, warum mein „Tour-Trolli“ das ganze Jahr halb gepackt herumliegt … ;o)
        Daher für’s erste einen angenehmen Abschiedsschwumm … viel Spaß beim Kofferraum-Puzzle … vor allem aber gute Reise und freie Fahrt, denn die Strecke ist ja schon ganz ordentlich!

        Ich freu mich auf ’ne Kopie des Fotos von Euch beiden auf dem Bootssteg … dann aber mit bunten Schwedenhäuschen im Hintergrund … !

        Ich wünsch‘ wohlorganisierte, besenreine letzte Vorurlaubs-Tage in Minga!
        Spike

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      • Trolli oder Trolley, das ist hier die Frage. Aber Hauptsache, man kann sich schnell trollen, das ist natürlich praktisch 🙂
        Du hast es erfasst: morgen Früh spielen wir hier Kofferraum-Puzzle, den besenreinen Zustand hoffe ich, bis heute Abend hergestellt zu haben.
        Foto mit Schwedenhäuschen folgen. Vorher aber Weinberge und Schnucken, Heidelandschaft und Förde. Wir werden sehen.
        Bis bald!!!

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      • Das praktische an Anführungszeichen ist, daß sie im Zweifel Rechtschreibfehler zu Eigennamen aufwerten … ;o)
        (jaja … ich troll‘ mich ja schon … )

        p.s.: A propos besenrein – wie war das noch? Ferien auf Sakrotan – außer Besen nichts gewesen … ;o)

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      • Ferien auf Sakrotan (oder auch Sagrotan) – der ist super 🙂 🙂 🙂
        Ich mache einen Abstecher da hin! Gleich nachdem ich Bullerbü hinter mir habe!

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      • Viel Spaß beim Inselspringen … ich spring hier von einem Schrei(b)fehler zum nächsten scheint mir … ;o)
        Der Sagrotan-Gag ist allerdings nicht von mir … ich meine ich habe ihn vor Jahrzehnten mal auf SWR3 aufgeschnappt … und die Recherche ergibt, daß es mittlerweile sogar ein Kabarettprogramm von Ingo Börchers mit diesem Titel gibt …

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      • Von Saltkrokan bis Bullerbü –
        Das Sprachspiel allerweil macht Müh‘
        Drum darfst‘ auch einmal eines mopsen
        Erst recht wenn’s geht ums Inselhopsen.

        (Aber es ehrt dich natürlich, dass du dich nicht mit fremden Federn schmückst.)

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  3. cappuccinieren – ein wunderbarer Ausdruck. Werde mich jetzt immer daran erinnern müssen, wenn ich einen Cappuccino cappucciniere. Gibt es Lehrgänge, bei denen man gekonntes Schlürfen erlernen kann?
    Unsere Zeit des cappuccinierens – mit und ohne Cappuccino – ist nun seit einer Woche vorrüber. Heute ist des Liebsten erster Arbeitstag. Auf unserer Reise hatten wir sehr oft den Zustand von Leerlauf aller Art – mit und ohne Cappuccino.
    Ich wünsche dir ganz viele tolle Eindrücke auf der Reise.

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    • Das Konversationslexikon von Polt kann ich dir absolut empfehlen, gerade zum Cappuccinieren!
      Freut mich, dass ihr es schön hattet im Urlaub und bedanke mich für deine Reisewünsche!

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