Nach vier seelosen (aber keinesfalls seelenlosen) Tagen wieder am See unterwegs: Ostufer – von Münsing über Reicherskam, Holzhausen, Oberambach und Weidenkam nach Ambach.
Dem Föhn sei Dank weht ein so mildes Lüftchen, dass man mit offener Jacke spazieren gehen kann, und nicht friert, wenn man alle 10 Minuten stehenbleiben muss, um die Himmelsfarben überm See oder der Alpenkette zu bewundern oder sich auf dem Aussichtsbankerl vor der Holzhausener Kirche niederlässt und sein Käsebrot isst.
Dann sogar noch ein Plätzchen im Bierbichler-Gasthof bekommen, auf ein Unertl, eine leichte Frühnachmittagsweiße, im Wirtshausflur hängt das Interview mit dem Spruch des Hausherrn: „Ich hacke Holz, damit ich nicht joggen muss.“
Nette Münchner mit am Tisch, Blick auf den See, eine angeregte Unterhaltung ergibt sich und weil’s dann bei Aufbruch glatt schon ein wenig dämmert, nehmen sie das Dackelfräulein und mich ein Stück im Auto mit, da wir die anderthalb Stunden zurück zum Auto definitiv nicht mehr im Hellen geschafft hätten.
Daheim gleich die schon morgens vorbereitete Lasagne ins Rohr geschoben und alsbald verzehrt. Was will man mehr?
Bierbichlers Buch „Mittelreich“ habe ich vor einigen Jahren angefangen zu lesen. Die Geschichte einer Seewirtsfamilie, die sich über mehrere Generationen hinzieht und auch vereinzelt Schicksale von Nebenfiguren umfasst, hat mich auch interessiert, da ich selbst als Kind einige Male bei meinen Grosseltern mütterlichseits in Bayern gewesen bin, und mich manches in dem Roman Geschilderte an eigene Erfahrungen oder Leute, die ich dort kannte, erinnerte. Nach circa einem Drittel des Buches hatte mich die Erzählung aber angefangen zu langweilen und ich habe aufgehört zu lesen, weil ich die einzelnen Personen relativ oberflächlich gezeichnet sind und charakterlich nicht in die Tiefe gehen. Zudem fand ich Bierbichlers Sprachstil umständlich, verschachtelt und stellenweise gekünstelt.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Ich kannte Bierbichler bis zum Erscheinen von „Mittelreich“ nur als (großartigen) Schauspieler und war daher sehr gespannt, wie er sich als Romancier schlägt. Nach Lektüre des Buchs war ich frustriert: Bierbichler hat nicht nur ein beachtliches schauspielerisches Talent, sondern ein mindestens so großes schriftstellerisches. Eins der beiden Talente würde mir schon reichen. Ich habe das Buch zwei mal in kurzer Zeit gelesen, so sehr war ich von der Sprache, den Figuren, der Geschichte und Atmosphäre des Romans beeindruckt. Ich habe z.B. selten eine so eindrückliche Schilderung eines schrecklichen Ereignisses gelesen wie jene, in der ein Mann vom erzwungenen Tod seiner Frau erzählte. Kein heiterer Roman, ganz klar, aber literarisch und, da auch z.T. autobiografisch, (familien)historisch ein großartiger Roman.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Natürlich denkt man zuerst an den Schauspieler, wenn man „Mittelreich“ liest. Sicher ist es auch ein Roman der besonderen und anspruchsvollen Art, der durchzogen ist von Lokalkolorit der bayrischen Sprache. Ich persönlich habe einfach Mühe, wenn sich diese wuchtige Sprache mit den zarteren Charakteren kreuzen, die dadurch unterzugehen drohen. Bierbichler trägt etwas zu dick auf, will allzuviel Geschichte und Details reinpacken. Das „Befremdlich-Ekelhafte“ wirkt dann manchmal arg affektiert.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Das klingt nach einem richtig guten Tag, vom milden Wetter über die nette Mitfahrgelegenheit bis zum genüßlichen Abschluß bei Lasagne …
Ich hab das Dackelfräulein auf Bild 2 gefunden – das war doch ein Suchspiel, oder? … Oder testest Du mal wieder die Korrelation zwischen Dackelbildern und Likes …? 😉
Einen schönen Sonntag wünscht
Commentatore Spike
Gefällt mirGefällt 1 Person
In der Tat: der Samstagsausflug war so gelungen, dass wir das Ganze am Sonntag gleich nochmal wiederholt haben, lediglich erweitert um den Gatten und um mehr als ein Unertl (aber es nicht etwa zwei Unertl, weil der Gatte nämlich kein Biertrinker ist, sondern ein Nachmittagsmahl für die ganze Familie).
An dem Dackelfräuleinsuchspiel hast du als Einziger teilgenommen und es mit Bravour bestanden, denn in ihrem natürlichen Habitat ist sie ja nicht immer so leicht zu entdecken.
Schöne Feierabendgrüße aus München!
Gefällt mirGefällt mir
Schon wieder ein Beinahe-Treffen – nur dass Du am Münchner See unterwegs warst und ich am Augsburger See. 🙂
Gefällt mirGefällt 1 Person
Hab’s gesehen! Die Mitte wäre in etwa die Ilkahöhe – gelingt uns schon noch!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Liebe Grüße ans Fräulein!
Gefällt mirGefällt 1 Person
🙂
Gefällt mirGefällt mir
Pingback: Zum Feste der leiblichen Gegenwart… | Kraulquappe