Nach einer geruhsamen Zeit voller Rudelglück, Seriengenuss und Feiertagsfaulenzen läuft das neue Jahr mittlerweile auf Hochtouren.
Der dank des Wasserschadens beschlossene Badumbau ist seit ein paar Tagen im Detail besprochen, die Terminvorschläge harren nun Loleks Überprüfung und Zustimmung, bald drauf geht’s dann zum Fliesen- und Wannenkauf. Das Fachvokabular sitzt jedenfalls schon und bescherte anerkennendes Nicken.
Gesundheitlich geht es größtenteils aufwärts oder zumindest nicht weiter abwärts, man weiß zwischenzeitlich, mit 47,5 Lenzen, dass Glück tatsächlich auch in der Abwesenheit von Unglück bestehen kann.
Auch. Nicht nur.
Vor einem Jahr war tiefster Winter hier, auf der Wiesn bauten sie Schneeskulpturen aller Art. Wir frästen uns durch die weißen Massen hinüber zur Schwanthalerhöhe, um den Film zur 150-Jahr-Feier des DAV anzugucken – und zwei Stunden später war die Spur vom Hinweg bereits nicht mehr zu sehen.
Im Januar 2020 wird an der Isar in kurzen Höschen gejoggt. So sieht man im diesjährigen Winter ganz andere Skulpturen, denn hie und da hoppeln einige Festtagspfunde mit, immerhin ein körperlicher Kampf, der mir seit einigen Jahren meistens erspart bleibt.
Erste Übermütige werfen die Hüllen komplett ab oder den Grill an, die Kioske am Flussufer stellen die Eistafeln raus, an den Stehtischen im Freien leuchtet jedes zweite Glas grellorange und die Hunde testen zaghaft die Wassertemperatur.
Der Friseurwechsel hat weiterhin Bestand. Die zweite Schur ebenso zufriedenstellend wie die erste, nur ohne die schnarchende Bully-Dame anbei, die leider zwischenzeitlich einem Hirntumor erlag. Die Art und Weise, wie der neue Coiffeur mir davon erzählt (plus das anschließende Einlegen einer Live-CD von den frühen Stones), hat zur Folge, dass wir zum Du übergehen. Eh fast derselbe Jahrgang.
Auch Pippa hat den Friseur gewechselt, da die gute S. nun geheiratet hat und in neue Wirkungskreise abtaucht (eigener Salon, aber diesmal Fingernägel oder sowas). Ihre Nachfolgerin wurde allein deshalb kritisch beäugt, weil sie das Begrüßungsritual (Vor dem Rasierer kommt die Wurst!) noch nicht kannte.
Man merkt, dass man älter wird, denn das Ausmaß, in dem einen solche Veränderungen auf einmal beschäftigen, verhält sich in etwa proportional zum Wachstum der grauen Haare.
Der nette Nachbar lädt einen zum Geburtstagsbrunch ein. Das muss heißen, wir bewegen uns wohl defintiv Richtung freundschaftliche Verbandelung.
Alle verstehen sich bestens: sowohl sein Gatte mit meinem, als auch die Hundedame der beiden mit unserer Pippa (wir berichteten hier und hier). Das ist nicht nur in sozialer, nachbarschaftlicher, tierischer und zwischenmenschlicher Hinsicht recht erfreulich, sondern diese Entwicklung passt auch ideal zum demnächst drohenden sanitären Totalausfall in unserer Wohnung: zumindest ich werde dann dort unten ganz unbekümmert um tägliche Nutzung der Dusche ersuchen, notfalls vielleicht auch um Asyl, sollte es bei uns oben gar zu unwohnlich und staubig werden (Lolek kündigte eine Abdichtung des Flurs an, bei der wir nur noch durch einzelne, abgeklebte Schlitze in unsere Zimmer schlüpfen können, das klingt irgendwie ungemütlich).
Bei der brunchenden Gästeschar erwartungsgemäß ein deutlicher Männerüberschuss. Neben mir sitzt der Ex vom Nachbarn, ein sehr sportlicher, hübsch bewimperter Kerl, er sitzt da in Begleitung seiner Mischlingshündin mit nicht ganz so hübschem Unterbiss.
Wir verstehen uns auf Anhieb, stellen etliche gemeinsame Interessen fest, vor allem in alpinistischer Hinsicht, weshalb wir nach dem zweistündigen Gespräch die Telefonnummern austauschen, um die überaus erquickliche Unterhaltung in Kürze bei einem Hundespaziergang fortzusetzen und über eine Tourplanung nachzudenken.
Sonst habe ich dort mit niemandem länger geredet, was mal wieder die These untermauert, dass in diesem Leben aus mir kein Gruppenmensch mehr wird (ein Brunch-Fan im übrigen auch nicht, aber das ist ein anderes Thema).
Schon immer lauter Einzelfreundschaften, bestenfalls mal eine Paarfreundschaft.
Freund P. schickt aus Sylt eine Wien-Atrappe voller Zuckerzeug, fast zeitgleich trifft ein Care-Paket von Freundin H. aus der Schweiz ein, das mit holländischem Hagel gefüllt ist.
Man meint es also gut mit mir und ist um Aufpäppelung bemüht. Ich danke den beiden ganz herzlich für all die Kalorien, verhänge hiermit aber bis zum Spätherbst einen Süßwarensendestopp.
Einen Dackelschlafsack könnten wir jedoch nach wie vor brauchen. Auch neue Ohrringe fände ich mal wieder fein. Oder einen Massagegutschein, bitte nicht unter 40 Minuten. Aber mit Schokokram ist jetzt erstmal finito, ok?
Die berufsbedingte Pendelei hat diese Woche wieder begonnen und somit auch die Strohwitwen- und Alleinererziehenden-Tage (und -Wochen).
Während der fleißige Gatte heute Abend unter den Linden der Hauptstadt weilt und dort über philosophische Treppen zum Hörsaal hinaufsteigt, um über den Körper zu referieren, bereiten das Dackelfräulein und ich andere körperliche Aufstiege vor.
Morgen geht’s ins bayerisch-österreichische Grenzgebiet, Material sammeln für eine kleine Winterreportage.
Mitten im Rucksackpacken piest das Handy. Eine Whatsapp aus Berlin. Der Gatte schickt kurz vor Vortragsbeginn ein Foto von etwas, das aussieht, wie ein in eine Serviette eingepacktes Nutellaglas. Wenig später ein zweites Piepsen. Eine Mail aus Berlin. Frau Tontöppe schickt ein Foto von jemandem, der aussieht wie der Gatte. Aha!
Trotz meines Feierabendweißbiers, das ich schon intus habe, schlussfolgere ich messerscharf zweierlei: 1.) Frau Tontöppe hat sich in die Uni zur Ringvorlesung begeben und 2.) bei dem eingepackten Etwas könnte es sich mit ein bisschen Glück nicht um ein Nutellaglas, sondern um Quittengelee-Nachschub aus dem Tontöppeschen Garten handeln.
Na sowas! Haben die beiden sich jetzt glatt zuerst kennengelernt (wohingegen ich Frau Tontöppe ja noch nicht live zu Gesichte bekam).
Herzliche Abendgrüße nach Berlin & natürlich auch an die übrige Leserschaft zwischen Zürich und Sylt!
Messerscharf kombiniert, Frau Kraulquappe… 1.) und 2.) stimmen exakt. Bitte achten Sie auch auf die Verpackung, wenn Sie das Gläschen demnächst erreicht.
Ihnen beiden wünsche ich morgen ähnlich herrliches Wetter wie heute in Berlin bei bester körperlicher Verfassung… (ver)spüren Sie am besten eine kleine persönliche Leibesinsel z.B. in Form von Schmetterlingen im Bauch…
Wir sehen uns – es ist eine Frrrrrrage der Zeit. 😉
Gefällt mirGefällt 3 Personen
Holla, die Waldfee! – sag ich da nur, schon unter der Decke liegend, mit zwei der vier Hundepfoten in der Achselhöhle und der Hand am Lichtschalter, das freut mich ja sehrrrr, dass die brandenburgische Quittenspezialität im Anmarsch ist, wenngleich ich noch über eine Woche drauf warten muss, bis ich das Gläschen an mich reißen und öffnen kann…
Gute Nacht, liebe Birgit & bis bald!
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Ich stell mir grad vier Hundepfoten in der Achselhöhle vor. Bilder im Kopf…😄
Es grüßt -mit differentem (Katzen-) Körper auf den couchspürenden Oberschenkeln- Frau Tontoeppe
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Mit etwas Verrenkungsgeschick bekäme sie das auch noch hin. Aber es sind nur die Hinterläufe.
(Differenter Körper? Spüren? Hui, mir scheint, du hast aus der Vorlesung einiges mitgenommen! 😉 )
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Hab ich.
Der Gatte hat ganze Arbeit geleistet.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Sehr schön. Da muss ich gleich wieder an die Postkarte denken, die ich ihm neulich auf den Schreibtisch stellte: Aufschrift „Ich Team, Du Work!“ 🙂
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Vielen Dank für den Besuch! Und schön, dass ausgerechnet die Schmetterlinge auf der Leibesinsel hängen blieben. 😀 Viele Grüße aus dem ICE nahe Bitterfeld.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Und schön das Gläschen zulassen, gell!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Eh klar. Weißt ja, dass Marmelade nicht so mein Ding ist.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Ist Gelee!
Gefällt mirGefällt 1 Person
Quasi differente Marmelade?
Gefällt mirGefällt 1 Person
Lass ich durchgehen.
Gefällt mirGefällt 2 Personen
Das wollte ich auch schreiben… dachte aber, es wäre wegen der kurzen Bekanntschaft zu vorlaut. Aber wenn Du das sagst…😉
Gefällt mirGefällt 1 Person
Sicher ist sicher. Zumal der Gatte eine lange Nachtfahrt vor sich hat und Frankfurt erst nach 2 Uhr erreicht. Da kann man(n) schon mal auf dumme Gedanken kommen.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Gerne. Es blieb durchaus noch mehr hängen… es waren ja jede Menge Körper- und Leibessichten… Falls es mal eine Vorlesung in Leipzig gibt, bitte ich um eine kurze Information.
Weiterhin gute Fahrt und nochmals Pünktlichkeit diesmal in Richtung ..? Schöne Grüße zurück.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Danke. Ich gebe Bescheid. Pünktlichkeit um diese Zeit wäre echt nett von der Bahn. Bislang sieht’s gut aus.
Gefällt mirGefällt 1 Person
Die Philosophentreppe hat etwas Valentineskes mit dem „Vorsicht Stufe“-Hinweis auf jeder einzelnen Stufe – oder ist das die Vorsicht des preußischen Beamtentums im Umgang mit Geisteswissenschaftlern, deren Gedanken in anderen Sphären weilen beim Treppen steigen?
Ich fürchte nur, genau deswegen hilft es nichts … 😉
Ach ja, und fesch schaugt’s aus, das Maderl … und jetzt sogar in zwei Größen verfügbar … gleichzeitig!
Sonnige Grüße aus der Rheinebene!
Spike
Gefällt mirGefällt 1 Person
Schön, dass das doch noch jemand bemerkt bzw. kommentiert hat – mich hat das auch amüsiert. Auf jeder Treppe!!! Ja, Wissenschaftler halt, wahrscheinlich stand’s auch noch an der Decke, den Wänden und ins Geländer eingeritzt, um ja nichts unversucht zu lassen, die Gelehrten vor dem Fall zu bewahren.
Kann sein, dass ich vom Berg etwas ramponiert bin und auf dem Schlauch stehe, aber zu deinem letzten Satz muss ich nachfragen: wieso „in zwei Größen“?
Müde Grüße
Natascha
Gefällt mirGefällt mir
Ich habe gestern auch schon zwei Jogger in kurzen Hosen gesehen und beim Zusehen gefroren.
Gefällt mirGefällt 1 Person