Nur wenige Stunden nach Entstehung dieses Pool-Pics der Extraklasse…
…brach auch schon wieder der verlauste, urbane Alltag über mich herein.
Daheim angekommen begrüßten mich die beiden neuesten Mitbewohner mit einem sonoren Schnurren…
…und stellten sich mir einigermaßen höflich als die kleinen Cousins der Corroventen vor. Sie erinnern sich bestimmt, und wenn nicht, können Sie den verlinkten Beitrag ja nochmal lesen, ist ja schon fünf Monate her.
Bei 27 Grad Außentemperatur trifft einen dennoch ein klein wenig der Schlag, wenn man einen der Räume betritt, in denen diese Dehumidifier, wie wir sie korrekterweise nennen wollen, weil das laut Bedienungsanleitung auch ihr Name zu sein scheint, ihre Arbeit tun.
Brüllheiß, staubtrocken, tinnitusfördernd. Aber mei, so ist das jetzt eben.
Erst kam Lolek, um die Steckdosen- und Lichtschalterverkleidungen in den Psocoptera-befallenen Räumen abzunehmen, damit der Kammerjäger – übrigens diesmal ein Checkertyp namens Mr. Richardson mit ungefähr dem IQ der Spezies, die zu bekämpfen er anrückte – sogleich mit seiner Kartusche lossprühen konnte.

Das Silkatpulver war hellrosa, stank nach Zitronella und fand sich danach überall in dem behandelten Raum wieder. Ein rosaroter Hausfrauentraum, der schöne, abendliche Putzstunden bescherte – aber hey, leichtbekleidet und mit der passenden Mucke dazu war das ein Summer-Workout vom Feinsten!
In die Innenseite der Steckdosen- und Lichtschalterverkleidungen brachte er noch ein Aerosolgel ein, „das wo zusätzlich tötet, wenn die da durchkriechen tun“, um den Fachmann zu zitieren. Na dann!
Im Nachbarraum werkelte zeitgleich Lolek im Schweiße seines Angesichts vor sich hin.
Der WC-Spülkasten hatte sich ja letzte Woche ganz spontan überlegt, den Geist aufzugeben, damit der gute Lolek nicht blöd rumstehen muss, während Mr. Richardson sein Pulver verschießt. Der Kammerjäger bestand nämlich bei der Terminvereinbarung drauf, dass die Schalter/Dosen zuvor von einem Handwerker abgenommen und danach auch wieder dranmontiert werden, was mir zunächst lächerlich vorkam, sich dann aber nach fünfminütiger Bekanntschaft mit Mr. Richardson doch als sinnvolle Vereinbarung erwies.

So waren also zwei Kerle parallel am Arbeiten und ich konnte derweil auf der Couch sitzen und meine Zehennägel lackieren. Spaß beiseite, ich war natürlich mit Zugucken, Nachfragen und Assistieren beschäftigt.
Mr. Richardson hatte seinen Auftrag nach 40 Minuten erledigt, wünschte viel Glück und noch mehr Geduld, und machte sich aus dem Staub (beachten Sie bitte den Bonus-Gag in dieser Formulierung – bei diesen hochsommerlichen Temperaturen gehen einem solch sprachliche Finessen ja gern mal durch die Lappen, deshalb erlaube ich mir ausnahmsweise diesen Hinweis).
Lolek blieb bis zum Abend, denn bei der Montage des neuen Spülkastens zerbarst mal wieder ein Teil des Mauerwerks und das zog Folgearbeiten nach sich, mit denen weder Lolek noch ich gerechnet hatten. Da wir uns nach wie vor ausgezeichnet verstehen, ist das kein Problem, ich hatte ihn sogar gefragt, ob er nicht noch zum Essen bleiben wolle, aber er müsse noch nach einer Baustelle schauen bevor es dunkel würde, meinte er.
Um 23 Uhr hatte ich alle Spuren, die die beiden Herrenbesuche hinterlassen hatten, wieder beseitigt und ging zufrieden zu Bett. Beim Löschen des Lichts sah ich noch eine Staublaus an der Wand weghuschen, der letzte Gedanke daher ein „Ah, treten die Viecher also schon die Flucht aus dem Bad an!“ und schon sank ich in Morpheus‘ Arme.
Mitten in der Nacht schreckte ich aus üblen Träumen auf und lag bis 5 Uhr wach. Dachte über den Vermieter nach und über den Stromverbrauch der neuen Luftentfeuchter, was man halt so denkt, wenn man wieder daheim ist.

Um Punkt 7 Uhr riss mich ein Höllenlärm aus dem Bett.
Lolek war eingetroffen. Heute zusammen mit Bolek (Schwager, Bruder, Vetter – was weiß ich). Die beiden schnitten im Hinterhof mit der Flex die morschen Garagentore aus den maroden Betonmauern. War angekündigt und auch überfällig, das Auto klebt nun unter den Linden, bis die neuen Tore eingebaut sind.
Gerädert stand ich auf, weil an Weiterschlafen nicht mehr zu denken war, winkte grüßend aus dem Fenster in den Hof hinunter, kochte mir einen Kaffee und zog mich an, um zum Morgengassi aufzubrechen.
Beim Spaziergang durch die schöne Allee blinzelte ich durch die Linden hinüber zur Bavaria. Ein Ritual gewissermaßen, vor allem, wenn ich ein paar Tage nicht in der Stadt war. Irgendwas stand heute meinem Blick in der Quere, das mich irritierte. Ich kniff die Augen zusammen, guckte genauer hin, und das Etwas entpuppte sich als großer Sandhaufen mit einer Palme drin, ach nein, nicht nur ein Haufen, sondern gleich mehrere!
Das sind dann so die Momente, in denen man sich als unausgeschlafener, wasserschadenzermürbter und psocopteragepeinigter Großstädter ganz kurz fragt: Ja spinn‘ ich jetzt?
Mit drei Tagen Tegernsee-Erholung intus, die mich ja nun doch ein klein wenig imprägniert hatte gegen das, was mich bei Rückkehr in die Stadt erwarten würde, ging ich aber eher davon aus, dass es sich nicht um Halluzinationen handelte und sah mir die neue Installation an.

Aha. Bekommen wir jetzt also die Karibik direkt vor die Haustür gesetzt, wenn man da derzeit schon nicht hinfahren kann. Bestimmt werden Cocktailbuden und Tänzerinnen in Baströckchen folgen. Womöglich auch noch schauerliche Musik à la Buena Vista Social Club. Schließlich fällt ja die Wiesn heuer aus und die Freifläche schreit nach Nutzung. Schade, denn wenn es nach mir ginge, dürfte dieser Schrei gerne ungehört verhallen und es könnte hier einfach weiterhin ruhig bleiben.

Hätte zwar gedacht, dass die Stadt München das Geld anderweitig sinnvoller einsetzen könnte bzw. müsste, aber offenbar kollabiert das Volk, wenn es keine Fernreisen machen darf und auch daheim kein ausreichendes Bespaßungsangebot vorgesetzt bekommt.
Sei’s drum. Wir werden auch das noch überleben.
Am Sonntag geht’s sowieso schon wieder in die Berge, diesmal gemeinsam mit einer befreundeten Seilschaft, die extra aus Niedersachsen anreist. Und mit Übernachtung! Denn meinen alljährlichen Alterungstag wollte ich in diesen lausigen Zeiten unbedingt in luftigen Höhen feiern, wenngleich auch ungeduscht, da das wegen des Hygienekonzepts auf den Hütten derzeit nicht drin ist, aber man kann halt nicht alles haben.

Das Dackelfräulein stürzt sich in den Sandhaufen und beginnt zu buddeln. Sie liebt ja Sand und ist allein schon rassebedingt eine gute Gräberin. Und ich mach mir jetzt mal mein Feierabendbier auf.
Prosit & kommen Sie gut durch diese Hundstage!
herrjeherrjeherrjemine, hier draußen in der suburb kriegt man (= ich) ja schier gargarnix mit vom palmwedelunfug, der da getrieben wird drinnen in der großen, wilden stadt … 🙂
❤ pega
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Sei froh! Und grüß mir die Vorstadtruhe in G’zell!
❤ Natascha
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Da bin ich gespannt auf Mrs. Baker. Vermutlich sind die Palmen hier zwischengelagert -vielleicht bauen die das Schloss oder den Botanischen Garten um.
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Ich halte dich auf dem Laufenden! 🌴🍹
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Alternativ zieh du dir doch ein Baströckchen an und … äh … Moment, wo war ich.
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Aber Birgit! Ich bin doch nicht der Baströckchentyp! 💃😉
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Nicht. Nun gut. 🙂
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Du glaubst es nicht: grad eben räkelt sich jemand in Badehose auf einer Matte, die er an die Böschung des Sandhaufens gelegt hat. Ich bleib dran!
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😂
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Vielleicht ist es nur der zweifelthafte Versuch der Stadt München, Dir in diesen lausigen Zeiten jegliche Art der Zerstreuung zu verschaffen… 🤔
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Hicks!
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Im Vergleich zu den Corroventen sind ihre schmucken Cousins ja fast schon Stilmöbel zu nennen … und genau genommen wären sie mit ihrem monotonen Arbeitsgeräusch der wort-wörtlich passende Soundtrack zum Summer-Workout … 😉
Tja, dann mal viel Spaß mit Hawaii vor der Haustür!
Ein Abendgruß mit der Sonne im Rücken …
Spike
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Das hast du vortrefflich zusammengefasst, mein Lieber!
Bin vorhin von Hawaii hinübergesegelt an die Isar, am Stadtrand war mehr Ruhe – und Madame konnte sich noch erfrischen.
Gute Nacht aus München
Natascha
PS: Dank dir für die Mathe-/Physiknachhilfe heute Morgen!!!
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Herrjeh, hört das denn nie auf bei euch?! Also mein Mitgefühl hast du, wobei davon auch keine Staublaus verschwindet.
Liebe Grüße
Ulli
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Liebe Ulli,
tja, aktuell schaut’s echt nicht mehr so aus, als hätten wir mit dieser Wohnung das große Los gezogen (sondern eher die große Laus).
Alles Folgen des Wasserschadens. Und viel Ärger drumherum. Ich hoffe, es ist nur eine Phase und sie geht vorüber.
Dank dir fürs Mitfühlen & gute Nacht!
Natascha
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