
Das städtische Gartenbauamt hat freundlicherweise tief in meine Seele geblickt und anschließend genau 13 Palmen vor unserer Haustür aufgestellt, die – ich sag’s nur äußerst ungern – zum Verweilen einladen sollen.
An sich stört mich diese urbane Karibikoptik nicht weiter, nur leider fehlen noch die 13 Mülltonnen, die den Sandhaufen und Palmen hätten beigegeben werden müssen.
Sie können sich das nicht vorstellen, wie es hier am Morgen nach einem Beach-Party-Abend ausschaut, und wenn Sie, wie wir, einen sogenannten Staubsaugerhund haben, dann wissen Sie, dass wir gleich doppelt leiden.
Schön immerhin ein neues Wort im Palmbeachkontext: Schattenwurf.
Dem dienen die Gewächse nämlich, wie ich einem Interview mit dem Geschäftsführer von Green City, der die Aktion schon im ersten Coronasommer initiiert und umgesetzt hatte, entnehme.
Die Palmen auf der Wiesn sollen überdies dazu anregen, auch andere öffentliche Flächen Münchens zu beschatten, heißt es dort weiter.
Also Obacht, Verschwörungsfreunde – Cycas is watching you!
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Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet, meinte Hans-Magnus Enzensberger bereits in den späten 1970er Jahren – darum suche ich auch gar nicht erst. Und sollte ich zufällig finden, vor allem so etwas Seltenes wie Ruhe und Beschaulichkeit, dann hülle ich diese Fundorte gern in Schweigen. Ob das schon als nachhaltiger Tourismus durchgeht, weiß ich nicht, aber mir hat es so manche Ruheoase erhalten.
Das mit dem Suchen und Finden ist ja ohnehin ein heikles Thema oder zumindest eines, an dem sich die Geister (selbst jene, die man nicht rief), scheiden.
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Morgengassi hier in der Allee.
Zum wiederholten Mal fällt mein Blick in einen im ersten Obergeschoss eines Bürogebäudes gelegenen Raum mit bodentiefen Fenstern.
Drin sitzt ein Businesskasper im Businesskasperdress vor seinem monströsen 27-Zoll-Full-HD-Monitor und schaut sich spärlich bekleidete Mädels an. So spärlich, dass ich von meinem Standort aus gar nicht mit Sicherheit zu sagen vermag, ob ihr Leib überhaupt noch von irgendeinem Schnürchen oder Fetzchen zusammengehalten wird.
Der Büroraum gehört zur Geschäftsstelle einer Bauinnung, man darf gespannt sein, was da drinnen so errichtet wird.
Dass ich regelmäßig und unfreiwillig Zeugin dieser morgendlichen Business-Ouvertüre irgendeines Architekten werde, liegt übrigens daran, dass das Fräulein sein Geschäft mit Vorliebe exakt auf dem Grünstreifen vor dem so indiskret verglasten Betonklotz verrichtet – da hat man ein wenig Zeit, umherzublicken, denn auch dem Tier behagt es ja nicht, wenn man ihm bei derlei Verrichtungen unmittelbar zusieht.
Beim nächsten Mal werde ich eine der beiden anderen noch möglichen Blickrichtungen wählen, hoffentlich ist da die Morgenluft rein(er).
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Neueste Bereicherung im Virusvokabular: Der „Impfschwänzer„.
Ich weiß nicht, was Sie da spontan assoziieren – vor meinem inneren Auge tauchte beim gestrigen Ersthören jedenfalls sofort ein skorpionartiges Tier auf.
Derzeit träume ich erstaunlich oft von Schalengetier. Ob das an meinem Sternzeichen liegt, wage ich stark zu bezweifeln, und was es sonst bedeuten könnte, möchte ich lieber nicht tiefer ergründen. Meist trete ich im Traum überraschend drauf und ein Panzer kracht geräuschvoll auseinander. Oder etwas beißt mich in den Fuß und ich renne schreiend davon.
Bitte keine Kommentare hierzu, außer von dem einen, der dazu professionell befugt ist. Danke.
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Bei diesen Beobachtungen möchte ich es für heute belassen und, so lange es noch halbwegs kühl ist da draußen, einen kleinen Lauf absolvieren.
Der Gatte hat sich heute Morgen den Rücken verrissen, der hübsch Bewimperte vorgestern, und irgendwer muss ja fit bleiben und den Laden am Laufen (sic!) halten.
Außerdem rückt der erste der drei möglichen Zugspitzbesteigungstermine näher und das dieser Tage zum zweiten Male beim Umstecken des Staubsaugerkabels (!) urplötzlich aufgetretene, seltsam diffus-schwammige Gefühl im linken Knie (das ist das, an dem sich keine Schleimbeutelentzündungsrestbeule befindet), muss dringend ein bisschen ausgeschüttelt werden, das hat beim ersten Mal ganz gut geholfen.
Ausgesprochen bedauerlich, dass der emsige Staubsaugerhund nicht EINMAL im eigentlichen Wortsinne seiner Benennung tätig werden kann.

Ein Palmengarten anstatt der Wiesn (Oktoberfest im September) wäre mal etwas neues.
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Natürlich! Lieber ganzjährig Palmenstrand statt 16 Tage Wiesn – keine Frage!
(Wobei man eines sagen muss: zur Wiesnzeit ist unsere Straße blitzsauber, da sorgt die Stadt mit enormem Aufwand dafür.)
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Schattenwurf könnte eine bei Bundesjugendspielen beliebte Sportart sein, die auf keinen Fall bei Sonnenschein auszuführen ist.
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Klasse! Hätte ich das 30 Minuten eher gelesen, wäre es zu Pastaprusten gekommen.
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