Gegrübelt Gelaufen Gelesen Gespürt Gestaunt

Ein aufrichtige’s Dankeschön (und ein letzte’s Winken).

Was mich dieser Tage mit am meisten bestürtzt hat: der Tod von Martin Perscheid. Seine Cartoons und seinen Blick in die Abgründe dessen, was gemeinhin für „die Seele“ gehalten wird, haben mich durch Jahrzehnte meines Lebens begleitet, über manche habe ich tagelang wochenlang monatelang gelacht, wann immer sie mir unter die Augen oder in den Sinn kamen.

Unvergessen: die Fibel zum Deppen-Apostroph.

Spontan erinnere ich Dutzende seiner Zeichnungen, bemerkenswert (in welcher Hinsicht auch immer) ist, dass mir als erstes die Cartoons „Jürgen war eine extreme Frühgeburt“ und „Mischen impossible“ einfallen, als ich gestern in der Presse von seinem unerwarteten Tod lese.

Bloß 55 Jahre hatte er Zeit.

Genau wie N., damals, nur dass der auch ganz ohne das Zutun von Krebszellen so früh hinweggerafft wurde.

Apropos N.

Als ich mich vorgestern mit B. treffe, der N. ebenfalls gut kannte, und auf den als Treffpunkt vereinbarten Parkplatz einfahre, an dem B. zu meinem Erstaunen bereits steht und mir zuwinkt (er kommt sonst immer 10 Minuten zu spät, letztes Mal allerdings, als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass er diesmal ja nur 5 Minuten zu spät gekommen sei, wirkte er getroffen, so als vertrüge sich dieser kleine Kommentar meinerseits nicht mit dem großen Selbstbild seinerseits – und offensichtlich hatte das nach über 20 Jahren des Einander-Kennens nun eine nachjustierende Nachwirkung, was mich dazu verleitet, mein Vorurteil über die Veränderungsfähigkeit des Menschen jenseits der Lebensmitte doch nochmal zu überdenken), als ich jedenfalls vorgestern auf diesen Parkplatz fahre und dort auf B. treffe, begrüßt er mich mit den Worten, ich hinge ja nun genauso hinterm Steuer wie N. es immer tat, und obwohl ich zu dessen Lebzeiten diese seine Fahrweise immer ausgesprochen albern fand, beschlich mich für einen kurzen Moment eine Art kindische Freude, dass dieses seltsame Hinterm-Lenkrad-Klemmen mit seinem Ableben offenbar nicht für immer aus dieser Welt verschwunden war, wenngleich ich es niemals für möglich gehalten hätte, dass ich die Erbin dieser Marotte sein würde.

Aus der Welt verschwunden sind außer Martin Perscheid in den vergangenen Tagen auch noch zwei
Nacktschnecken aus Eichstätt, die aufgrund des Dauerregens in unserem schönen Bayernland Zuflucht in einem Verteilerkasten suchten, dort einen Kurzschluss auslösten (der in etlichen Haushalten die in unangemessenem Sommeroptimismus angeschafften Eiscremevorräte zum Schmelzen brachte) und dabei schließlich selbst ums Leben kamen.

Die irdische Bühne, sie ist wirklich voll von tragischen Schicksalen.

Über dies und anderes denke ich in Begleitung des Fräuleins und eines Unertls an diesem wenigstens zeitweise sonnigen Nachmittag nach, während im Seelokal, dem ich die köstliche Halbe entwand, eine Trauergesellschaft eintrudelt, um dort zu bierbichlern oder durch die Tränenmaske ihrer Trauer hindurch einen vorsichtigen Blick auf das noch übrige Leben zu erhaschen.

1 Kommentar zu “Ein aufrichtige’s Dankeschön (und ein letzte’s Winken).

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