(#7): Lebenspoesiealbum.

Vor vierundzwanzig Stunden saß ich auf dem kopfsteingepflasterten Platz vor der italienischen Kirche, deren sattes, sonores Zwölf-Uhr-Läuten in mir keinerlei Resonanz mehr hervorrufen konnte, weil im Inneren alles noch vollkommen der Generalerschütterung unterworfen war, die die zurückliegende Woche erzeugt hatte.

Einen Tag später steht es diesbezüglich kaum besser, nur dass es sich nun wieder um das vertraute Zwölf-Uhr-Läuten der Paulskirche handelt und dass ich es nicht höre, während ich – mit Kaffee und Stracciatellaeis vor mir – auf einen azurfarbenen See blicke, sondern auf den langen Einkaufszettel, der auf der Küchenanrichte liegt.

Es gibt nur wenige Einzelereignisse, Stunden, Tage oder Wochen, denen es gelingt, in das schmale Lebenspoesiealbum mit dem goldenen Einband einzugehen – diese acht Tage in Italien gehören auf jeden Fall dazu.

Und weil großes Glück schnell kleine Kratzer bekommt, wenn man es durch zu viele Augen, Hände oder Dateien schickt, belasse ich es vorerst im Zustand der Andeutung, die Interpretationen folgen noch früh genug und erstmal möchte ich meine eigenen finden.

Das Hundekinn – das ich jetzt einfach so nenne, obwohl mir klar ist, dass die Hundeanatomie eine kinnlose ist – ruht beim Tippen dieser wenigen Zeilen erleichtert und zugleich bewachend auf meinem linken Fuß. Seine beruhigende Wärme durchströmt meine Zehen.
In den elf Jahren unseres Zusammenseins sind wir noch nie so lange von einander getrennt gewesen; auch das eine einschneidende Erfahrung.

Der Einkaufszettel und ich werden nun einen ersten Ausflug in den Alltag machen, anschließend ist das Fräulein dran.

Wo Frau Graugans‘ Gedanken heute hinfliegen, können Sie wie immer hier nachlesen.