Neue Woche, neue Zipperlein.
Heute: das rechte Knie. Geradezu ideal also, dass gleich der vor drei Wochen wegen dem linken Knie vereinbarte Termin beim Orthopäden ansteht.
Ich verspreche mir wenig bis nichts von diesem Arztbesuch, gehe trotzdem hin, weil diesen Sommer, so es denn mal sommern sollte, etliche Vorhaben einigermaßen stabile Knie voraussetzen und ich diesbezüglich nichts unversucht lassen will.

Die erste Bergtour nach vierwöchiger, bronchialer Zwangspause steckt mir ziemlich in den Knochen (vielleicht auch das lange Stehen beim ersten größeren Open-Air-Konzert seit Jahren, vielleicht auch beides, weil’s auf denselben Tag fiel).

Zweieinhalbstündiger Aufstieg von Kufstein zum kaisergebirglichen Weinbergerhaus mit nachfolgender fünfundzwanzigminütiger Sesselliftschunkelei zurück ins Tal, aus dem so schön der Soundcheck hinaufschallte. Plus die unschöne Feststellung, dass die Schwindelfreiheit allmählich verschwinde(l)t.
Ist ganz normal, wenn man älter wird, schreibt das Bergsteigermagazin, und ermutigt einen, das Phänomen mit geeigneten Trainingsmaßnahmen in Schach zu halten.

Älterwerden scheint eh eine erkleckliche Serie von neuen oder intensivierten Maßnahmen zu erfordern: mehr Vorsorge-Pipapo, mehr Pausenzeiten, mehr Geschmeidigkeitsübungen, mehr Geduldsfädenweberei, mehr Gelassenheitspraxis.
Ich fremdle noch mit all dem, muss da erst reinwachsen, eine Haltung zum Altern finden (soeben bemerkt: auch in „Haltung“ steckt ja „alt“ drin).

Derzeit überwiegt das Betroffensein darüber, was nicht mehr geht wie gewohnt oder was nur noch anders geht und daher ungewohnt ist.
Kleine Abschiede, noch keine gravierenden Finals, aber ausreichend Gelegenheiten bereits, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass das Jungsein sich wohl künftig überwiegend im Kopf abspielen wird und den Körper weitgehend verlassen hat.

Das Dackelfräulein hingegen wackelt mit ihren elfeinhalb Lenzen unbehelligt von solchem Mentalmist durch den Herbst ihres Hundelebens und ich wünschte, ich könnte mir davon eine Wurstscheibe abschneiden.
In ihre Hinterläufe hat sich ein leichtes Schwanken eingeschlichen, die Alterwarzen mehren sich, das Schlafbedürfnis hat zugenommen und das warme Umbra ihrer Augen wird seit einiger Zeit von einem dezenten Grauschleier umhüllt. Seit fünf Wochen wiederkehrend Magenprobleme, seit Monaten ausbleibende Läufigkeit.

Es kümmert sie nicht. Nur ich kümmere mich umso mehr, dabei schramme ich in vielerlei Hinsicht ab und an knapp am Kümmerkollaps vorbei.
Man könnte ja so viel lernen von seinem Hund, wäre man nicht so gefangen in seinem Menschsein.

Apropos Menschsein.
Es ist mir zutiefst zuwider, die Kaugeräusche oder das Nasehochziehen von fremden Menschen hören zu müssen.
Zweimal im Zug den Platz gewechselt, vergeblich. Irgendwer malmt, schmatzt, raschelt, schnieft oder rotzt immer.
Künftig werde ich für jede auch noch so kurze Bahnfahrt Kopfhörer mitnehmen.

Und hier geht’s zum heutigen Montagmittag bei Frau Graugans.

4 Kommentare zu “(#4): Kleine Abschiede.

  1. das Gehör ist halt noch jung…;-)…….
    aber nimm solche mit lärmleisemacher…
    und, ja Abschied von gewohntem tut schon weh…
    lg Wolfgang

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  2. Pingback: #4 Lukas, die leuchtenden Männer, Drachen und der Herbert. | Graugans

  3. „Die Zeit ist kaum erzählbar.“
    – Jean Améry, Über das Altern

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