Gedacht Gelaufen Gelitten Geplant Geschwommen Gewartet

Currit irrevocabile tempus.

(Unwiderruflich enteilt die Zeit.)

Es könnte mir zu denken geben, dass mich ein Film, der „Abseits des Lebens“ heißt, sofort (und bevor ich auch nur einen Satz über dessen Handlung gelesen habe) anspricht.
Es gibt mir aber nicht zu denken, sondern bestätigt lediglich ein Gefühl, das mir seit Jahren vertraut ist. Da es sich dabei nach herkömmlicher Betrachtungsweise um ein eher abseitiges Gefühl handelt, berichte ich lieber ein andermal davon – der nächste November kommt bestimmt, wenn man in den Kalender guckt, sogar schon erschreckend bald.

Überhaupt, der Blick in den Kalender sagte heute so Einiges:

  • Ende der Münchner Freibadsaison – natürlich nochmal im Wasser gewesen, zum 33. Mal in dieser virenbedingt zu kurz geratenen Schwimmsommersaison, für 16 Wochen dennoch eine zufriedenstellende Bilanz, am allerzufriedenstellendsten dabei die Entdeckung, dass die ätzenden nächtlichen Gelenkschmerzen, an denen ich während des gesamten 6-monatigen Lockdowns jede verdammte Nacht litt, mit Wiedereröffnung des Schwimmbads wie weggeblasen waren, was wiederum bedeutet, dass die Krankenkasse mir eigentlich fortan die Eintritte erstatten müsste, wofür sie sich freilich ebensowenig zuständig fühlen wird wie auch für manch andere sinnvolle und schonende Variante der Prävention, aber wenn man’s erstmal hat, das Gebrechen, dann geizen sie keineswegs mit dem Einsatz sauteurer Apparatemedizin und allerhand Chemiekeulen.
  • Ende der bayerischen Sommerferien, wobei man dafür nur ein paar schulkinderhabende Nachbarn braucht und keinen Kalender, man hört’s, wenn sie alle wieder da sind und sich aufführen als hätten sie sich in den drei bis vier Wochen in Bella Italia oder sonstwo im sonnigen Süden immer noch nicht hinreichend rekreiert oder resozialisiert.
  • Ende meines ersten halben, auf diesem Erdball verbrachten Jahrhunderts bereits in exakt 10 Monaten, das geht seit geraumer Zeit ja dermaßen ruckizucki mit dem Vergehen der Jahre und dem Älterwerden, dabei erinnere ich mich noch präzise daran, wie mir die damals noch relativ liebe Kollegenschaft zum 30. gratulierte, mit Gesang und Gebäck und einem nutzlosen WirhabengesammeltundirgendeinenSchmarrngekauft-Geschenk, das entweder im Pappkarton des Präsente-Unrats im Keller vor sich hinwelkt oder aber, wie der Großteil dieses Kisteninhalts, längst verkauft oder weiterverschenkt wurde.

Aber es sind nicht nur Enden in Sicht, auch Anfänge winken, morgen beispielsweise beginnt unser Urlaub, nix Langes, nix Großes, nix Spektakuläres – einfach vor dem Semesterbeginn des Gatten nochmal gemeinsam ein paar Tage raus, und wenn ich das hier so notiere, denke ich sogleich an den regen Austausch mit der Freundin, wir sprachen dieser Tage mehrfach über die Pervertierungen des Phänomens Urlaub („Ferien sind Verzweiflung am eigenen Alltag, als Belohnung verpackt“, wie neulich irgendeine Zeitung, ich glaube, es war die NZZ, einen klugen Kommentar zu dem Thema betitelte), unter anderem darüber, wie man sich da oft abstrampelt, damit was halbwegs Erlebnisreiches, Präsentables, Gelungenes, Erzählenswertes oder gar Spektakuläres dabei rumkommt, aber am Ende (nicht des Tages, sondern des Urlaubs!) gehört man dann doch zu den Dödeln, die mal wieder „nur“ innerhalb der eigenen Landesgrenzen herumgewandert sind oder es höchstens nach nebenan, also ins ACH (den alpenländischen Appendix der DACH-Region), geschafft haben und deren Urlaubstrophäe bestenfalls daraus besteht, dass die Größe der Sandale oder des Stiefels, mit der man als Globetrottel seinen ökologischen Fußabdruck in all die Strände oder Steige stapft, im Vergleich zu den Vorjahren zwar nicht geschrumpft, aber immerhin gleich geblieben ist.

Seit einigen Tagen stapfe ich übrigens wieder ohne Betäubungsmittel durchs Leben und meinen Alltag, ein Glück, denn sonst hätte man die anstehende Urlaubsfahrt womöglich stornieren müssen.
Der Rücken hat sich weitgehend beruhigt, nur Sitzen und Liegen mag er noch nicht, Brustschwimmen und Bergabgehen auch nicht.
Also gehen wir eben Spazieren und steigen bergauf oder ich ziehe kraulend und in Rückenlage meine Bahnen.
Das ganze Gestell fühlt sich noch etwas schief und verspannt an von dem lumbalen Leid, aber immerhin ist der akute Schmerz nun überwunden, der Gatte, der sich bemerkenswerterweise das gleiche Leiden zugelegt hatte, nur schon zwei Wochen vor mir, ist ebenfalls wieder soweit beschwerdefrei, dass Reisen nicht mehr zu riskant ist.

Letzte Woche drei ganz wunderbare Ausflüge mit dem Dackelfräulein, nur sie und ich, dabei die Beobachtung, dass wir einander immer ähnlicher geworden sind oder die Grenzen zwischen uns zunehmend verschwimmen, im Laufe der bald zehn gemeinsamen Jahre geriert sie sich an manchen Stellen auffallend menschlich und ich bin ansatzweise zum Hund geworden, vielleicht sind wir aber auch zu einer neuen Spezies amalgamiert, nennen wir sie einfach mal Homo lupo asocialis (oder auch verfressiensis), genauer erläutere ich das gern ein andermal, jetzt muss ich fix die letzten Sachen einpacken und sie – ohne mir erneut den Rücken zu ruinieren – in den Kofferraum befördern.

Wahrscheinlich melde ich mich mal aus unserem kleinen Ferienort, der in dem ebenfalls kleinen Land liegt, in dem es so nette Worte wie Nackerbazl und Korridorpension gibt, die ich beide erst kürzlich kennenlernen durfte – unter Ersterem können Sie sich bestimmt mühelos etwas vorstellen, das Zweite gibt da schon größere Rätsel auf, aber, so viel sei verraten, es hat nicht das Geringste mit Hotelfluren zu tun.

3 Kommentare zu “Currit irrevocabile tempus.

  1. Das Foto von den Ziegen spricht mich sehr an. Lass es Dir weiter gut gehn. Liebe Grüße, Susanne

    Gefällt 2 Personen

  2. Hab einen schönen Urlaub…
    auch wenn ich persönlich mich besonders auf sein Ende freue! 😉

    Gefällt 1 Person

  3. Die Fotos aus der Reihe „Faul fläzende Frolleins im Frühherbst“ sind mal wieder allerliebst … und ansonsten wünsche ich gute Reise und grandiosen Genießerurlaub … laßt es Euch nochmal richtig gut gehen!

    Liebe Grüße,
    Spike

    Gefällt 1 Person

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